Liebesgeschichten und Heiratssachen
Nestroy
Fast schon zum Nestroyspezialisten hat sich das theater offenhausen unter seinem Spielleiter Reinhard Schotola entwickelt. Nach „Lumpazivagabundus“ im Jahr 1986 über „Frühere Verhältnisse“, „Talisman“, „Mädel aus der Vorstadt“, „Einen Jux will er sich machen“ und zuletzt 2008 „Die verhängnisvolle Faschingsnacht“ spielt man nun mehr „Liebesgeschichten und Heiratssachen“.
Alles dreht sich darin um Heirat und Liebe und dabei geht es meistens auch ums Geld. Die absonderlichsten Typen aus Nestroys menschlichem Tiergarten bevölkern diese bissige Komödie: Ein hochstapelnder Heiratsschwindler, ein primitiver Neureicher als autoritärer Familientyrann, das bei Nestroy obligate dämliche Frauenzimmer, naive Verlobte, einfältige Betrugsopfer, verknöcherter Alter mit Standesdünkel und dazwischen natürlich auch ein romantisches Liebespaar. Das alles gewürzt mit allerlei Verwicklungen und Missverständnissen.
Stückinhalt:
Im Gasthof »Zum silbernen Rappen« treffen einander alte Schulkameraden: Anton Buchner, ein verarmter Kaufmannssohn, und Alfred, der Sohn des Marchese Vincelli. Anton möchte nach jahrelangem Herumreisen seine Fanny, die Tochter des ehemaligen Wurstfabrikanten und nunmehr reichen Kapitalisten Florian Fett, heiraten. Alfred, der inkognito als Sekretär bei Fett arbeitet, ist wiederum in Fannys weitschichtige Verwandte Ulrike verliebt. Er befürchtet, sein Vater werde nicht in die Hochzeit einwilligen. Um die ledige Schwägerin des Herrn von Fett, Lucia Distel, bemüht sich hingegen der im Gasthof verschuldete Hochstapler Nebel, der sich als Baron ausgibt. Aber da geht es eher um ihre Mitgift.
Durch ein Missverständnis hält Fett Nebel für einen hohen Sprössling und schließlich für den Sohn des Marchese Vincelli. Dieser vermeintlich Adelige wäre ihm freilich als Bräutigam für seine Tochter Fanny sehr recht. Um das zu befördern, muss natürlich sofort eine kleine Intrige her!
In dieser vor der 1848er Revolution entstandenen Posse geißelt Nestroy mit selbst für ihn ungewohnter Bosheit und Schärfe den zunehmenden Materialismus und die Geldgier der Gesellschaft, in der er lebte. Und heute? Nestroy würde aus der Fülle von Gier, Korruption und Protzerei überreichlich Stoff vorfinden. Denn es hat sich ja nichts geändert!
„Man muss es sich recht oft ansehen, um all die köstlichen Witzfunken und Lachraketen im Gedächtnis zu behalten“, schrieb schon ein Kritiker zur Zeit der Uraufführung.
Premierenbericht
Vor vollem Haus und in Anwesenheit von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Bezirkshauptmann Dr. Josef Gruber, Bürgermeister Hermann Stoiber und zahlreichen weiteren Ehrengästen ging am Pfingstsamstag die umjubelte Premiere über die Bühne.
Bürgermeister Stoiber sprach dem Heimatverein Dank und Anerkennung aus für die hervorragende kulturelle Leistung und den Werbeeffekt für die gesamte Marktgemeinde Offenhausen. Das theater offenhausen sei mittlerweile ein Fixpunkt im oberösterreichischen Kulturkalender.
LH Pühringer nutzte die Gelegenheit im Jahr des Ehrenamtes 2011 Obmann DI Walter Emathinger für sein mittlerweile 20-jähriges Engagement die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich zu verleihen.